Lutherische Kirche
Evangelisch-lutherische Kirche
In der Mitte des 17. Jahrhunderts erhielten die Lutheraner durch den regierenden Fürsten die gleiche Religionsberechtigung wie Katholiken und Reformierte. Damit war es ihnen erlaubt eigene Kirchen und Schulen zu bauen.So konnte die damals sehr kleine lutherische Gemeinde (45 Mitglieder) durch großzügige finanzielle Unterstützung der lutherischen Gemeinden aus Frankfurt und Groß-Umstadt 1754 mit dem Bau einer eigenen Kirche beginnen. Nur ein Jahr später konnte sie schon eingeweiht werden. Bei der lutherischen Kirche handelt es sich um einen kleinen Saalbau mit einem nach Süden ausgerichteten Chor mit 3/8 Abschluss. An drei Seiten findet sich eine umlaufende Holzempore mit geschlossener, modern bemalter Brüstung. Die schön gestaltete Straßenfassade im Norden ist dreiseitig gegliedert mit einem vorspringenden Mittelrisalit über einem stark vorkragendem Gesims. Das Giebelstück mit geschweiftem Abschluss wird von seitlichen Voluten getragenDie Eingangstür hat einen Segmentbogensturz und eine Deckplatte. In dem darüberliegenden Inschriftfeld findet man die Erbauungszeit. Die Original-Holztür ist noch erhalten. Über dem First erhebt sich ein achtseitiger schlanker Dachreiter mit geschweifter Haube. Insgesamt könnte die Kirche eine "kleine Schwester" der Frankfurter Dreifaltigkeitskirche sein, die im 18. Jahrhundert die Hauptkirche der frankfurter lutherischen Gemeinde war und im Weltkrieg zerstört wurde. Im Innern besitzt die lutherische Kirche noch die ursprüngliche Ausstattung. Bemerkenswertt sind hier die Klapp-Notsitze an den Bankreihen zum Mittelgang hin. 1860 erfolgte die Ausmalung der Kirche durch den Darmstädter Maler Velte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde über dem Altar auf der Empore die dreiseitig gegliederte Orgel mit neoklassizistischen Stilmerkmalen installiert. Es handelt sich um eine Denkmal-Orgel aus der Werkstatt der Umstädter Orgelbau-Dynastie Bechstein. Sie ist die einzige vollständig und original erhaltene Orgel aus dieser Werkstatt. Die Kanzel aus Eichenholz ist mit Nuss- und Kirschbaumeinlagen verziert. Sie besteht aus einem sechseitigen Korpus auf einer gewundenen Säule. Die Füllfelder sind durch Pilaster voneinander getrennt. Der Schalldeckel wird von einem Pelikan bekrönt. Der Kanzel nachempfunden ist der Taufstein, der ebenfalls von einem gedrehten Fuß getragen wird. Der Pfarrstuhl wird durch schön ausgesägte Rankengitter geschmückt. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich im heutigen Kirchgarten die lutherische Schule, die neben dem Küster- und Lehrerhaus untergebracht war.