150 Jahre Wiebelsbacher Kirche
Schon vor der Reformation, war Lengfeld Pfarrort und zur Pfarrei gehörten Hering, Ober-Klingen, Nieder-Klingen, Hassenroth, Wiebelsbach und Heubach als Filialen.
Nach der Reformation gehörten die evangelischen Einwohner von Wiebelsbach, soweit sie reformiert waren, zu der reformierten Pfarrei von Lengfeld und wurden von dort seelsorgerlich betreut.
Im Jahre 1829 wurde Ober-Klingen von der Pfarrei Lengfeld zusammen mit Nieder-Klingen und Wiebelsbach (nebst Frau Nauses) losgelöst und in Ober-Klingen eine Pfarrei mit den Filialen Nieder-Klingen und Wiebelsbach (nebst Frau Nauses) errichtet.
Von den 335 Seelen im Jahre 1830 waren 212 reformiert, 20 lutherisch und 53 katholisch. Kirchlich gehörten die Lutheraner nach Heubach, die Katholischen nach Hering und die Reformierten nach Ober-Klingen.
Der Gottesdienst der Reformierten von Wiebelsbach wurde nun in dem Schulsaal abgehalten und fand viermal im Jahr mit der Feier des heiligen Abendmahls statt
Im Jahre 1835 beschloss die bürgerliche Gemeinde den Bau einer Kirche. Die Mittel zur Finanzierung sollten durch einen außerordentlichen Holzeinschlag hereingebracht werden. Trotzdem kam der Kirchenbau erst im Jahre 1861 zum Zug, bzw. wurde der Grundstein hierzu in diesem Jahr gelegt. Die Bewohner sammelten nicht nur Geld, sie legten Hand an, griffen zu Pickel und Schaufel, brachten Steine, fuhren Holz an und bauten zunächst eine Zufahrt zu dem Baugrundstück. Es gab kaum einen Wiebelsbacher, der nicht mit ganzer Kraft an dem Rohbau für die Kirche mitarbeitete.
Diese Kirche wurde am 28. September 1862 eingeweiht durch den Großherzoglichen Prälaten Dr. Zimmermann, der seiner Einweihungsrede zugrunde legte: Lukas. 2, 14.
„ Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Die Einweihungspredigt hielt Pfarrer Malsheimer über Psalm 100, 2-5.
Die Kirche kostete etwas über 1300 Taler. Die Orgel wurde von Rothermel in Zwingenberg gebaut und von Stadtorganist Theiß zu Darmstadt geprüft und kurz vor Pfingsten 1862 in der Kirche aufgestellt.
Pfarramtlich betreut wurde Wiebelsbach durch Ober-Klingen, wo auch die Chronik für Wiebelsbach geführt wurde.
Doch immer wieder suchten die Wiebelsbacher die Trennung von Ober-Klingen. Ein Gesuch vom 16.3. 1867 an den Großherzog in Darmstadt um Lostrennung von Ober-Klingen und Zuführung zu Hering wird am 20.4.1869, also 2 Jahre später, abschlägig beschieden.
1879 übernahm Pfr. Decker aus Heubach fast alle Aufgaben nur die Verwaltung des Kirchenvermögens blieb in Klingen. Aber auch dagegen gingen die Wiebelsbacher vor und beantragten bei der obersten Kirchenbehörde eine Trennung, die abschlägig beschieden wurde. 1905 wurde Wiebelsbach dann definitiv von Ober-Klingen getrennt und Heubach zugeteilt.
Das nächste wichtige Ereignis fand am 15. Mai 1910 statt. Gegen 11.00 Uhr, gerade, als der Gottesdienst zu Ende gegangen war, traf ein Blitzeinschlag die Kirche, die dann mit Schwefeldampf erfüllt war. In den folgenden Jahren wurde dieser Tag als Kisseltag gefeiert, doch im 3. Reich wurde er quasi verboten, danach wurde er nicht mehr ins Leben gerufen.
1925 erhielt die Wiebelsbacher Kirche wieder eine Glocke als Ersatz für die im Krieg abgeholte. Sie kostete mit allen Auslagen 1200 Mark.
Sie trägt die Inschrift: „Nach Krieg und Leid und harter Zeit ruf ich erneut zur Seligkeit. Den Gefallenen zum Gedächtnis.“
1951 wird dann eine zweite Glocke angeschafft
1953 konnte die Kirchenverwaltung davon überzeugt werden, dass die Kirche Instandsetzungsarbeiten im Innenraum nötig hatte. So wurde eine elektrische Fuß- und Sitzbank-Heizung eingebaut, die elektrische Lichtanlage erneuert und der Innenraum, das Gestühl und sonstigen Holzteile gestrichen. Am 25. Oktober konnte die Kirche mit einem Festgottesdienst wieder in Gebrauch genommen werden.
1957 fanden Außenarbeiten an der Kirche statt.1958 bekam die Kirche mit einem Kostenaufwand von 14.000 DM ein neues Gewand. Einen beachtlichen Teil dieser Summe erbrachte eine Haussammlung. Die bürgerliche Gemeinde spendete eine neue Kirchturm-Uhr für 3.316,- DM. Durch einen Festgottesdienst am 9. Nov. wurde die Kirche wieder in Gebrauch genommen.
1963 stiftet das Ehepaar Bernhard eine neue Glocke, die am 7. April mit einem Gottesdienst feierlich in Gebrauch genommen wurde und seitdem als Taufglocke dient. Sie trägt die Inschrift: „ Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“
1968/69 und dann Ende der 80ziger Jahre wurde die Kirche nochmals gründlich renoviert. Dabei wurde der Sternenhimmel im Chorraum wieder hergestellt. Zur Zeit warten wir auf die Genehmigung, d.h. Finanzierung für eine dringende statische Deckenreparatur und die Ausbesserungsarbeiten an der Stützmauer und dem Treppenaufgang.